Mittwoch, 6. Oktober 2010

die praxis der lage II

um auch mal von den schönen kehrseiten der medaille zu berichten, muss nachgetragen werden, dass eine engagierte direktorin (ja es muss wohl dazu gesagt werden, dass es eine frau und mutter ist) nach kenntnis der sache zum hörer griff und die zuständigen personen anwies, unverzüglich die rechtslage einzuhalten. mit dem ergebnis, dass jetzt  die mutterschutzvertretung in trockenen tüchern ist. es erforderte jedoch mehrere (und wie mir zugetragen wurde sehr bestimmte) telefonate bis die verwaltung sich beugen wollte. die kollegin einer anderen abteilung erzählte mir, bei ihr wäre alles problemlos und freundlich verlaufen. dass es also personale willkür ist, ist eigentlich noch schlimmer als schlechte gesetze.

es geht aber auch anders diskriminierend: der vater meldet die werdende familie zum geburtsvorbereitungskurs an, der einladungsbrief ist dann aber nur an die werdende mutter adressiert. klar hat das verwaltungstechnische gründe, immerhin müssen väter für ihre kurse zahlen, was bei müttern die krankenkasse trägt ebenso wie den yogakurs und die rückbildungsgymnastik. das ist zwar schön, spicht aber doch für eine pathologisierung von mutterschaft - was als körperlich/ krank eingestuft  werden kann, wird finanziert (schön auch die anmeldungsformulare der klinik: sehr geehrte schwangere...). dennoch ist der werdende vater -zurecht - sauer, denn schließlich hat er sich um die sache gekümmert und hat doch das recht, wahrgenommen zu werden. an diesem punkt kann ich die schwierigkeit vieler väter verstehen, die im kommentar vom muttiblog ihr unwohlsein mit mangelnder anerkennung der vaterposition ausdrücken.  was aber nicht bedeutet, dass damit jetzt alles gesagt ist. denn die erfahrung nicht vorzukommen, obwohl wir uns doch gekümmert haben, ist das beinah täglich los vieler frauen. das trifft mich im beruf, wenn dem kollegen die hand gedrückt wird, obwohl meine arbeit zur debatte steht und in der elterschaft gleichermaßen. nur bleibe ich eben auch bei meinen credo: nur wer sich gehör verschafft, kann die dinge ändern. ich muss mich sichtbar machen und für meine anliegen einstehen. männer müssen sich jetzt auch für ihre aktive vaterschaft einsetzen und können sich nicht auf die (nicht vorhandenen) strukturen zurückziehen. es fängt dabei an, der hebamme die meinung zu sagen und geht weiter mit einer beschwerde an den arbeitgeber, der eine elternzeitregelung für väter nicht durchsetzen will. manchmal will mir allerdings scheinen, dass viele männer dort, wo es keine punkte bringt, wo es also um die verhandlung einer ausgegrenzten position geht, nicht so aktiv werden, wie in den bereichen, wo es für die persönliche anerkennung etwas zu gewinnen gibt. es gehört schon einiges dazu, die eigenen festen seilschaften zu zerschneiden und sich an dünnen fäden weiterzutasten. nur mut jungs: viele jahre frauenbewegung halten da wichtige erfahrungen bereit. und ihr wisst ja: von der a-klasse lernen, heißt siegen lernen.  

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen