Montag, 6. September 2010

die praxis der lage

die rechtslage sieht so aus: mutti kann ihre schutzfrist mit anschließender aufzuchtszeit wahrnehmen und bekommt dafür mutterschaftsgeld und einen ausgleich vom arbeitgeber bis zur höhe des durchschnittlichen nettogehaltes der letzte drei monate vor beginn des mutterschutzes. dieser ausgleich wird nach dem aufwendungsausgleichsgesetz von den krankenkassen an den arbeitgeber in vollem umfang (bei kleinen betrieben zu 80 %) zurück erstattet. aus diesen mitteln können sollen müssen vertretungsstellen finanziert werden. das gilt auch bei individuellem beschäftigungsverbot. die rechtspraxis sieht so aus: die vertretung wird erst ab elternzeit finanziert, die zukünftige mutter wird im 5. monat der schwangerschaft darauf hingewiesen, dass die geburt ihres kindes ja nicht verbindlich gewährleistet werden könne und außerdem das geld nicht da sei - was ja nach der rechtslage eine falschauskunft im sinne einer schnöden einsparungsmaßnahme ist. der rest ist frauen- und elternfeindliche rhetorik. zukünftige mutti sorgt sich seitdem um ihre kollegen - die vier monate mehr arbeit machen müssen ohne ausgleich - und die zukunft ihres projektes - was so nicht weiterlaufen kann, wenn die arbeit nur halb getan wird. außerdem steht eine vertreterin in der spur, die nicht weiß, ab wann sie was vertritt. es werden auskünfte eingeholt, briefe geschrieben, verbündete gesucht, nerven gelassen und unnötige kämpfe geführt. die arbeit wird nicht gemacht, stattdessen wird an der rechtfertigung gearbeitet und die relevanz des ganzen arbeitsgebietes überhaupt zur disposition gestellt. nur weil sich madame anmaßt, ein kind zu bekommen. und das an der gerade erneut ausgezeichneten familienfreundlichen hochschule deutschland. das geht eben nicht nur auf dem papier, in form von maßnahmen. das ist eine kultur. nachdem sich die deutsche akademikerin jahrelang in den dienst der institution gestellt hat, kriegt der verwaltungschef nicht mal ein formal-müdes: herzlichen glückwunsch über die lippen, als er von der bevorstehenden elternschaft erfährt. dem vater des kindes wird im exzellenzzentrum keine elterzeit zugestanden und mutti muss sich um den fortbestand ihrer bisherigen arbeitsergebnisse selber kümmern. so wirds wohl nichts werden mit dem zahlreichen nachwuchs der gebildeten schichten. weil keiner begreift, dass man das auch beherzigen muss, was man sich in die statuten schreibt. und weil die falschen leute auf den entscheidungstragenden posten sitzen. mein sohn wird feminist. mit der muttermilch und notfalls mit judith butler zum einschlafen soll er das aufsaugen: das diese gesellschaft noch lange nicht verzichten kann auf das angehen gegen hegemoniale strukturen, so verdeckt sie auch als 'private probleme' getarnt sein möchten. das politische trifft einen immer privat - das sagte ich schon und andere auch. mehr lesen bei anderen frauen und frauinnen.

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