Montag, 28. September 2009

kein zaudern kein zagen

vielleicht hilft das: zaudermärchen
heldenhaft.

meer sehn


is doch gemein, dass alle ans meer fahrn und ich muss hierbleiben. ich war jetzt über ein jahr nich mehr am meer. das is noch nie vorgekomm, dass ich über ein jahr nich da war. meine kollegin fährt ans meer, meine freundin fährt ans meer, sogar meine mutter fährt ans meer. ich sag noch: mutter, komm wir fahrn ans meer, das wär so schön. dann fährt se mit ihrem mann. rufen nich mal an. wolln mich nicht mitnehmen. war doch meine idee. muss ich wieder in therapie. ich hab so meersucht, dass is ja kaum noch auszuhalten. jetzt fährt sogar mein mann noch ans meer - zugegeben an ein anderes, aber ich meine: er fährt caprio am meer ohne mich. gemeiner gehts ja nich. das ganze politische kann mich mal. ich will wellen sehen (ok, der war jetzt naja). ich will bei rennhack fisch mit bratkartoffeln essen. ich will diesen rauen wind um die nase. ich will ich will ich...
(scheiß hirnforschung)

falls zufällig jemand ans meer fährt (ihr wisst schon):
ICH hab am nächsten wochenende noch nichts vor!

schwarzgelber tag

ich erinnere mich an diese kleinen aufkleber, die wir im dezember 1990 an unseren rucksäcken getragen haben: ich habe die cdu nicht gewählt. das war kein popkultureller spaß, das war ein trauerflor, geschuldet dem unverständnis gegenüber den mitmenschen in unserem land, die den schnellen ritt ins versprochene paradies buchen wollten, statt schritt für schritt auf dem boden der tatsachen mühsam bergauf zu wandern. pegasus war eine abrissbirne, die blühenden landschaften nur verbrannte erde und das gejammer hinterher groß. "30.000 mark hat der staat in eure bildung investiert, aber ihr mistviecher wollt nicht lernen", sagte unser physiklehrer immer und schlug mit der hand auf den tisch, dass die experimentieranordnung verrutschte. vermutlich hat er geglaubt, wir haben ein beeinflussbares bewusstsein.
ich erinnere mich an einen papierenen durchschlag, der ein jahr vor dem beschlossenen abgesang durch die lande wanderte. er begann so: "unser Land steckt in einer tiefen Krise. wie wir bisher gelebt haben, können und wollen wir nicht mehr leben." das entweder bestand in einer solidarischen gesellschaft, das oder in den unzumutbaren bedingungen ökonomischer zwänge. die hoffnung war, ein nachdenken darüber zu erreichen, wie die gesellschaft zu gestalten ist, in der wir leben wollen. der rest ist geschichte.
was gestern bestätigt wurde, ist nicht mehr oder weniger als die fortsetzung dieser geschichte mit anderen mitteln. einer geschichte, in der es keine alternative gibt. vielleicht hat die hirnforschung doch recht und der freie wille ist eine erfindung. das würde zumindest einiges erklären und rechtfertigen muss sich auch niemand mehr.

ps. nur für den fall, dass: ich habe die nicht gewählt.

Dienstag, 22. September 2009

alt werden II

altweibersommer, diese schöne satte dunkelrote, verlässlich warme und endlich nicht mehr brüllend heiße zeit, in der die fäden zu einem dichten netz gewoben werden, das sich über die welt legt als ein großer schleier, sonnenfunkelnd, sternäugig, weit und weise. da möcht ich doch die spinne im netz sein, die fette alte, die genüsslich zwischen den seilen hängt, lange schon in die unendlichkeit versponnen, sich sattgefressen hat an jungen käfern, jetzt ausruht, keine angst mehr, dass der faden reißt. sollen doch die jungen gespinste weiben, sich vom wind forttragen lassen - ich werde bleiben und auf den winter warten.

alt werden

der freund aus f. wählt jetzt cdu, kommunalpolitisch könne man das machen, gerade weil der kandidat dieser partei am besten die bedürfnisse der grundbesitzer in f. vertrete. irgendwann komme man eben dahin, da muss man sich nicht schämen. die freundin aus f. berät jetzt wirtschaftsunternehmen. irgendwann kommt man eben dahin in ihrem beruf: die einen früher, die anderen später. fischers einsatz bei bmw findet sie nicht problematisch: der stelle sich als erfahrene kraft der ökologischen bewegung zur verfügung, das bewusstsein der belegschaft für ökologische fragen zu stärken. das ist doch nur konsequent. auch ich, so erklären sie mir, würde doch eine mit geld und macht verbundene möglichkeit der einflussnahme nicht ausschlagen, stünde doch oft am anfang eine gute idee, die umzusetzen eben irgendwann eine lobby erfordert. da würde man dann die edlen ziele schon mal dem parteiprogramm unterordnen. das sei eine ganz natürliche entwicklung, käme auch mit dem alter, man würde kompromissbereiter und so weiter und so weiter. wenn ich überlege, dass ich bereit war... 

alt werden ist keine gnade, sagt die sonnscheinoma. und da hat sie mal wieder recht.

Sonntag, 20. September 2009

protestkultur

schon wieder wackelt mein weltbild, wenn beim abendlichen angesang gegen den kulturraubbau, der protest nur noch zitat ist (is jetzt aba nich gegen die dies organisiert haben und anders meinen! denen: hut ab!). während die ehemaligen erich-fried-gymnasiasten chorisches herzblut vergießen, feiert sich die prenzlberger spaßkultur irgendwann hüpfend im dreiteiligen:  macht kaputt was euch kaputt macht, jippijippiyeah! ick versteh da wohl wieder die metaebene nich. und axel gibt sich mühe und singt sehr schön, aber muss ich mich für einen netten effekt als singende schwingende protestgemeinschaft vorführen lassen, inhalte egal? ich verstehe so einiges nicht mehr. da ist mir doch der wegnersche betroffenheitsmodus lieber. wo mich was betrifft möchte ich doch betroffen sein und nicht einfach darüber hinweg feiern. gegen feiern is ja grundsätzlich nichts einzuwenden, aber vielleicht is doch gut, wenn den spaßgenerationist_innen ab und an mal einer die welt erklärt. its NOW time to make a chance. nix relaxed und easy - immer dieses wahnehmungsweichspülprogramm. wir früher, das warn noch zeiten! ach hör mir doch auf mit früher. ich mein ja nur...

Freitag, 18. September 2009

wollsoll

bis drei mach ich was ich will und dann mach ich drei stunden was ich soll. und in drei tagen mach ich dann immer nur noch was ich soll, für die nächsten dreißig jahre. wird zeit, dass ich will was ich soll. ich will aber noch nicht wolln solln, ich will erst mal wolln wolln. und dann kann ich vielleicht mein wollsoll erfüllen. ich will aber nichts erfüllen müssen, vielleicht erfüllen wolln, aber eben nicht erfüllen wolln solln. und schon gar nichts wolln müssen. soweit kommts noch. müssen müssen ist schon schlimm genug, da will ich das nicht auch noch wolln. falls ich mal müssen sollte, muss ich eben, aber ich werd das nicht wolln. dass das klar ist.

ich werd wohl nie groß. jetzt gehts aber los.

was die bundeswehr in der paartherapie lernen könnte

kämpfen ist konfliktvermeidung, sagt der graue meister: über eine kampfhandlung lässt sich nichts lösen, weil die kämpfenden verzahnt bis an die zähne gegeneinander vorgehen. das gegenteil vom kämpfen ist geben und nehmen, weiß der weise man und recht hat er. wir wissen, dass es nur so gelingen kann, das miteinander.
falls jemand von der bundeswehr sich mal gedanken machen will, ich wäre bereit, die sache im hinblick auf afghanistan noch mal zu erklären. es gibt keinen vernünftigen grund für einen krieg. und wer doch einen findet, sollte sich zumindest ab und an mal fragen, ob diese rechtfertigung (noch) gerechtfertigt ist und welche eigenen motive eine rolle spielen. bei der afghanistan-frage sollte es um mehr gehen als interessengesteuerte wahlkampfpositionen, nämlich um eine grundsätzliche debatte darum, in welcher welt wir leben wollen. mein bedürfnis nach einer friedfertigen kultur - und das meint nicht die abwesenheit von konflikten, sondern deren gewaltfreie lösung - lässt sich jedenfalls nicht mit waffen gewährleisten. wer kämpft scheitert. immer. überall. und der witz der geschichte ginge dann so: sitzen obama und omar beim paartherapeuten...

nun kann natürlich wieder einer sagen, wenn man den ansbacher amokjungen nicht mit maschinengewehren niedergestreckt hätte... schließlich war der beim therapeuten und was hats genützt... und: ist so jetzt irgendwas gelöst? verwiesen ist doch nur einmal mehr auf das scheitern von kommunikation.

wollen wir nicht alle öfter mal miteinander reden und zuhören und anerkennen? wer hinter glastüren sitzt könnte ja fürs erste mal die tür öffnen. dann brauch keiner die schließanlage sprengen.


Donnerstag, 17. September 2009

am abend mancher tage

is doch so: ich will mich ja konzentrieren, aber dann muss ich wieder technische konfigurationen vornehmen und kriege hirnbrei. is doch so: ich will mich ja konzentrieren, aber dann muss ich wieder ans telefon gehen und finde das reden so schön. is doch so: ich will mich ja konzentrieren, aber dann verkaufe ich vielleicht eine teekiste bei ebay und kaufe vielleicht einen rollschrank und das ist gut so, weil man dann die ordner nicht sieht vom bett aus. is doch so: ich will mich dann konzentrieren, aber was essen muss ich auch und ich koche sehr leckere kürbisnudeln. is doch so: ich will mich dann wirklich konzentrieren, aber ich hab so viele purzelne gedanken und die bring ich sowieso nicht geordnet am bildschrirm unter. und is doch auch so: ich bin immer kurz davor anzufangen und dann kommte ich mir irgendwie dazwischen. alle anderen können immer anfangen weitermachen durchhalten zuendebringen. nur ich nicht. ich nie. ich kann ausdenken mitdenken umdenken weitdenken tiefdenken umdieeckedenken - nur konzentrieren kann ich mich nicht. und konzentrieren ist so schön. wie soll das gehn?
und das alles hier sollte eigentlich schon gestern abend zu lesen sein, aber ich habs dann irgendwarum nicht geschafft...

Mittwoch, 16. September 2009

über das zaudern


 
einen schönen aufenthalt im zwischenraum wünscht frau zauder heute sich und der welt mit:
joseph vogl: über das Zaudern (2007)

Dienstag, 15. September 2009

von der spd lernen II

gehört die bauchlandung von münte auch zum wahlkampftheater? ich muss sagen, die legen sich ganz schön ins zeug. ich muss mich wohl auch überlebensstrategisch vermarkten, sonst liest das ja hier alles keiner... das sind ganz neue formen der personalen ökonomisierung: das eigene leben lohnt sich wieder und: gott is sozialdemokrat. auf jeden fall is gott nicht mehr evangelisch, denn paul nolte ist ja jetzt präsident der evangelischen akademie und paul nolte is ja überhaupt kein sozialdemokrat und darum kann gott mit den evangelen nicht mehr viel am hut haben, seit da schluss ist mit dem kollektivismus und der gleichmacherei.
ich bin froh, dass ich das noch rechtzeitig erkannt habe und mich jetzt auf die richtigen leitwerte besinnen kann: was nach uns kommt is schiete, denn wir sind die elite (tür zu - nummercode)! schluss mit friede, mit freude und eierkuchen.


von der spd lernen, heißt eben doch...

Montag, 14. September 2009

von der spd lernen

der alte man mit dem zauseligen grauen bart sieht müde aus in seinem blaugrünen renterblouson. er drückt mir einen bedruckten zettel in die hand: "darf ich ihnen ein paar informationen zur wahl mitgeben? meine name ist wolfgang thierse." ich hätte ihn fast nicht erkannt. die designerschnösel mit den roten lacktaschen ("hier kommt die linke") sidewalken dagegen ins gespräch vertieft den künstlerboulevard auf und ab und zeigen ihre mittemodefrisuren. mein weltbild ist durcheinander. ich wähl wohl jetzt aus mitleid spd? die habens echt nötig. oder war das alles nur theater? karoline herfurth war ja auch da und gehörten die drei muppetmännchen mit dem durchlöcherten rollkoffer dann zur cdu? war vielleicht nur die probe für die abendvorstellung, die ja wie man hört wirklich gut besucht war (wolle war bestimmt im neuen kostüm!), wenn auch wenig inspirierend und da war sogar der alte peymann ein lichtblick gegen dieses schlechte regietheater in starren kulissen und die kunstschaffenden wahlkämpfer und gegen diese willentliche jauchisierung der nation. macht doch bessere kultur fürs volk - das wäre doch schon mal was!

nur wenn ich das nächste mal den großen imperatoren gegenüber sitze (und ist auch gar kein fernsehen dabei), dann werde ich - wenn sie mir mit einer kleinen handbewegung wieder mal das wort abschneiden wollen - sagen: aber meine damen und herren, haben sie doch bitte interesse für mein argument!

- von der spd kann man eben doch was lernen.

Freitag, 11. September 2009

ich habe einen traum

an einer universität wird gelehrt. lehren hat zeit. lehrende sind lernende. lernen ist eine hochgeschätzte tugend. an einer universität wird nachgedacht. denken hat zeit. denkende sind fragende. fragen ist eine hochgeschätzte tugend. fragen wird gefördert, neugier wird gefördert, kreativität wird gefördert, der kritische blick, das freie denken wird gefördert - auch da, vor allem da, wo es nicht konform ist. in diesem sinne ist die universität eine fördereinrichtung. nur in diesem sinne. es gibt keine elite. elite und freiheit sind konzepte die sich ausschließen. die freiheit ist immer die freiheit jedes geistes. es gibt keine maßstäbe für besseres denken. denken braucht zeit, braucht zweifel, braucht irrwege. wissen braucht raum (- wissenschaft darf nicht pragmatisch sein). gute gedanken brauchen anerkennung. lernen braucht gemeinschaft. gemeinschaft kennt keine hierarchie. alle sollen alle anerkennen. hierarchien verhindern neugier, kreativität und wissen. leistungsdruck verhindert neugier, kreativität und wissen: wer lernt in angst (vor dem versagen, dem außenvorbleiben in dem höherschnellerweiter)? ich stelle mir vor, das wissen wäre ein nie versiegender fluss, dessen unendliche existenz wir demütig anerkennen und gemeinsam fördern. ich stelle mir vor, dass wir alle dafür und füreinander verantwortung tragen. verantwortung, verantwortung... wer sind wir, dass...

ich wache auf: die großen anstalten haben anderes vor, verbraten ihre kinder und alle alle sollen mitrennen auf der überholspur in den leistungsolymp, die eine sackgasse sein wird, wenn sich keiner besinnt. es fühlt sich nicht gut an...

mach ich mal

nach den nächtlichen reden an die nation beschlossen: die nation muss kunde haben von den nächtlichen reden. der gedanke bringt sofortigen schlaf. gesagt - getan: war gar nicht schwer und wird auch nich weh tun und ich hab' dann auch keine bauchschmerzen mehr. bis gleich