Montag, 7. Dezember 2009

schöner denken oder: warum ich vielleicht doch meinen beruf verfehlt habe

mache ich mir das also heute wegen schweinerückengrippe auf dem sofa gemütlich (ich habs nur im rücken und ein bisschen im hals, nur ganz wenig erhöhte temperatur, darf ich trotzdem sagen, dass ich novelflu bin) und nehm mir mal ganz in ruhe mit tragbarem computer auf den knien eine olle biblische parabel vor: das gleichnis vom verlornen sohn (luki 15: ich verlinke hier mal die neue übersetzung, ich lese das natürlich lutherisch). denke so vor mich hin und verfalle beim verfassen der gedanken sogleich in den pastoralen ton. stelle verschiedene überlegungen zur grenzenlosen gnade gottes an und mir wird ganz evangelisch. fühle ich doch mit dem älteren sohn und will nicht einsehen, dass ich mich hier anstrenge wie sau und dann kommt der kleine zurück, hats erbe auf den kopf gehaun und papi hat ihn einfach wieder lieb und schlachtet das größte kalb. da kann man doch sauer werden, da kann man sich doch mal fragen: wozu das ganze. ich finde, dass der text an dieser stelle keine befriedigende erklärung liefert, wie mit dem unmut des älteren sohnes umzugehen ist. die erneute beteuerung der formel, dass dieser sich doch bitte zu freuen habe, denn der verloren geglaubte bruder sei nun gott sei dank zurück, überzeugt mich nicht. dann wäre der ältere doch nur blöd, dass er sich nicht auch ein bisschen ausprobiert hat im Leben (bisschen was mit frauen und geldausgeben, statt zuhause die schafe hüten). ich stelle mich jetzt natürlich blöd. ich weiß natürlich bescheid: gottes liebe immer gut und wer zurückkommt in den schoß des herrn: große sause.
mit frau menardt meiner christenlehrerin, hatte ich damals auch schon ärger: als ich ihr erklärt habe, dass doch gott eine sache des glaubens sei, also praktisch jeder mensch in sich diesen gott erst mal finden (also ich glaube, ich habe damals "erfinden" gesagt) und dann göttliches in die welt tragen muss (siehe: väterliche liebe zeigt sich im gütigen handeln!), dass also praktisch ohne menschen kein gott sichtbar werden kann, da hat sie abgewunken. gott keine verhandelbare sache und keine menschliche angelegenheit und ich darf nicht mehr mitmachen bei der christenlehre und dann : meine eltern kriegen ärger usw. tierischer aufriss. wegen ein bisschen zweifeln. zweifeln gehört aber zum glauben (siehe thomas, siehe theresa von avila   mutter theresa usw.) und menschlichkeit auch (siehe jesus) ohne auszug nämlich keine rückkehr und ohne rückkehr keine party und ohne menschen gibts nichts auf den grill und wenn ich nicht dran glaube, dann kann der gott ja sein, aber machen kann der erstmal nichts und ein gott müsste sich schließlich auch gar nicht unter beweis stellen, wenn der sowieso immer und überall ist. naja also die sache mit der christenlehre ging gut aus, weil es ja auch in der ddr keine konsequenzen von seiten der evangelischen kirche gab, wenn man da anderer meinung war. da durfte ja jeder mitmachen, da waren die froh, dass die mich hatten. bei den katholiken war das natürlich ganz anders, aber das ist nun wieder eine andere geschichte und ich wollte doch eigentlich schreiben, dass ich vor einer halben stunde dachte, ich hätte pfarrerin werden sollen, wo ich doch so salbungsvolle gedanken habe, aber der text schlägt mal wieder durch (bitte den link nur für den wissenschaftlichen gebrauch öffnen!). wenn ich lese, was ich hier verzappt habe, dann bin ich eigentlich doch ganz zufrieden mit meiner berufswahl.  und habe weihnachten frei und noch mal schwein gehabt (naja, das war jetzt ein sehr gewollter schluss, aber der liebste pfleger ruft zum abendbrot und wenn die liebe und der hunger rufen...) amen.

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