Freitag, 10. September 2010

gedankenspiele

wenn ich am schreibtisch sitze und nicht arbeite, dann beschäftige ich mich meistens mit mir selbst. ich denke an den streit am morgen, die lage der dinge, ich habe angst, vor dem was kommt. ich versuche die angst einzudämmen, indem ich gedanklich strategien entwickle. dann plane ich. ich suche eine neue wandfarbe aus, ich sehe mir wohnungen in bundesdeutschen städten an, in die es uns vielleicht einmal verschlagen wird, ich lese stellenanzeigen. ich sortiere gestreifte strampler in den warenkorb eines ökoversands, kaufe sie aber nicht, weil ich ja nicht weiß, wie groß das kind wird, aber ich bin dann vorbereitet. ich weiß über alle badschnellheizer bescheid, ich habe schon die kochrezepte für die wochenbettphase rausgesucht und den ordner vorbereitet mit den verschiedenen anträgen. das ist jetzt kein akutes problem der schwangerschaft, das ist immer so. mein kalender ist voll geschrieben und mit kleinen farbigen klebezetteln gespickt, die ich dann entfernen kann, wenn dinge erledigt sind oder umklebe, wenn sich herausstellt, dass das stellenprofil erst in der nächsten woche im sekretariat liegen muss. meistens habe ich bereits kleine notizen zu anstehenden problemen gemacht: lösungsvorschläge, gedankensplitter - die stehen auch im kalender. was ich auf lose zettel schreibe, vergesse ich wieder. die dinge fliegen mich so an, ich konzipiere sie dann. wenn es akut wird, habe ich wenigstens schon mal darüber nachgedacht. leider führe ich seltener aus als ich entwerfe. ich bin ein strukturierungsgenie, ich spinne gedankengebäude, ich durchdenke. ich  habe meist kein großes interesse an der umsetzung. ich kann eine umsetzung organisieren (oh, da bin ich gut), aber selber machen? leider konzipiere ich auch für andere. ich habe deren leben schon durchdacht, da haben die noch nicht mal das problem erkannt. ich sage dann: folgendermaßen solltest du es machen, schlage bedenken in den wind (habe ich schon bedacht) und bin schrecklich enttäuscht, wenn meine so gut gemeinten ideen nicht angenommen, ja  sogar abgewehrt werden. die sind noch nicht so weit, denke ich dann und sehe schon mit ungeduld die folgen ab. dann kommen die tage, an denen alles gut durchdacht scheint. es gibt für alles einen plan a b c und (halbfertig) d. jetzt könnte ich mich ruhig hinsetzen und ein bisschen wissenschaft betreiben: eine datei öffnen und an einer textstelle weiterarbeiten dann passiert was. das hatte ich noch nicht bedacht. ich werde unruhig, die gedanken schweifen ab. ich beginne zu überlegen, wie ich dazu stehe und wie man am besten... so wird nichts mit der karriere. wie soll man sich auch fokussieren, wenn man so viel im kopf hat?

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