Mittwoch, 28. Juli 2010

wendland

wir warn im wendland jewesen. war schön jewesen. da warn wa vorher noch nie jewesen. das wendland ist sozusagen das gegenteil von dem, wo ich immer (gewesen) bin. das gegenteil von ostsee und uckermark, mecklenburger seenplatte und thüringer wald. als uns auf dem weg nach frauenwald zum wintersport (ja - es gab zeiten als im thüringer wald noch schnee lag) oder in die darsser sommerfrische noch die zündkerzen durchbrannten und wir kirchendächer reparierten, um einen urlaub am see zu ergattern, als wir in der laube von hubert und anita in karve einen ganzen sommer verbracht haben bis ich schwimmen konnte und vaddern und ich in der morgenfrühe einen ganz dicken fisch an der angel hatten, den dann keiner essen wollte, geschweige denn ausnehmen (das machte bei uns sonst immer herr gieske aus dem 10. stock, der war chirurg und hatte diesbezüglich keine berührungsängste), da haben die westberliner  auch den nächstmöglichen ausgang aufs land gesucht und höfe ausgebaut, dass es nur so eine pracht hat. und gegen das endlager und den castor gekämpft. nee, sagt meine mutter, das wäre mir da nüscht mit den ganzen strahlen, man weiß ja nie. und die ganze alternativkultur und so ein anderer geist. ein himmelweiter unterschied: lüchow und wittenberge. kleine schmuckläden gegen vietnamesische blusen. vollkornkuchen gegen billigbäcker. geld gegen frust und land genug für alle, für manche zuviel. zum grundstück gabs meist noch ne wiese und nen acker und nen wald. aber auch jede menge träume dort und hier: gejammer meist. der westen, die berliner, die kultur. fremd alles und was der bauer nicht kennt. und da können noch so viele  hauptstädter aufs land ziehen. die kriegen nur mit mühe einen fuß auf den boden - das setzt sich nicht durch. noch nicht. dabei wäre das doch eine prima alternative.  wenns nicht nur sommerhäuser wären. aber da ist zu viel unabgeschlossene vergangenheit. da kann man nicht einfach kommen und bleiben. da muss man zuhören und verstehen. hier wie dort stehen die türen offen, legt man uns zucchini in die taschen für die heimfahrt, borgt uns die feuerwehr ihre bierbänke fürs große fest.  hier wie dort trifft stadt auf land, bleibt man sich im zweifel doch fremd. und hier wie dort verkaufen unsere eltern ihre lang und liebevoll bebauten güter, wer will schon alt werden auf dem land. hier wie dort gehen die jungen weg: aus perspektivlosigkeit die einen, aus überdruss die anderen? kinder von verschiedenen eltern. verschiedene geschichten. die müsste man sich erzählen. und wir? in uns mischen sich die geschichten. wir sind dort willkommen und hier zuhause. wir bewegen uns zwischen den welten. schauen mühsam über den rand. bei arendsee habe ich mich zum ersten mal geirrt. hab gedacht, wir sind schön drüben. dabei warn wir noch hier.

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