Freitag, 5. März 2010

o fortuna

ich habe gewonnen, ich habe bei einem gewinnspiel mitgemacht und: gewonnen! ehrlich, das ist mir noch nie passiert. ich bin die, die auf dem weihnachtsmarkt immer 20 lose gekauft hat: alles nieten. die anderen kinder zogen mit den plüschtieren ab, ich hab geheult. jetzt habe ich gewonnen und werde ab jetzt an jedem gewinnspiel teilnehmen: büchergutscheine, wellnessreise, hightech-handy. das war die initiation. ich kann es! das glück ist auf meiner seite. das "unstet wankelmütig glück" (beliebte narrative formel im frühneuhochdeutschen prosaroman) - ich habs im sack. so. heute abend rufe ich bei usfo an und gewinne den toyota. ich bin auf der siegerspur. ihr seht mich im kino. ich bin die mit dem schönen mann und den zwei eistüten. chaka! 
andererseits: man soll das glück nicht reizen. ich kenn den laden. glück im spiel, pech in der liebe. dabei läufts doch gerade so gut. aber hochmut kommt vor dem fall. als ich das letzte mal glücklich war und mir alles gelang, kams danach wirklich schlimm, sehr lange sehr schlimm. ich bin doch nicht bescheuert. ich fordere das schicksal nicht heraus. ich bin sowieso schon viel zu lange viel zu gut drauf. dabei verhieß das horoskop für dieses jahr doch alles, nur keine kontinuität. aber gerade: liebe, arbeit, leben = wunderbar hoch drei! jetzt noch die kinokarten gewonnen. ist das ein test? dann werde ich die kontingenzmaschine austricksen: wer meine kinokarten haben will...
andererseits: fortuna lässt sich nicht bezwingen und beherrschen. auch nicht mit einer guten strategie. ich habe einen freund, den haben drei schicksalsschläge in einem jahr getroffen, wo er doch schon beim ersten dachte, er hätte sein lebenssoll erfüllt. die schlimmerkannsnichtwerden-logik versagt oft. warum soll es nicht andersherum auch funktionieren: es kann noch viel besser werden. ich begnüge mich nicht mit der einfachen zufriedenheit, ich nehme jetzt alles mit, was ich kriegen kann. es ist meine zeit. wer weiß wie lange. ich halte mich doch jetzt nicht zurück, bloß weil es wieder anders kommen kann. aber  ich werde mich vorsichtshalber in demut üben. ich werde meinen reichtum teilen. denn wer nichts ausgibt, kriegt nichts zurück. ich überschütte ab heute jeden den ich treffe mit liebe, freude und zuversicht. ich hab ja die kinokarten auch nicht für mich gewonnen, sondern um meinem liebsten filmfan einen schönen abend zu bescheren. und wenn ich heute abend den toyota gewinne, dann verkaufe ich ihn und finanziere damit das generationenprojekt, dass wir uns in gödelitz ausgedacht haben. puh!

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