Mittwoch, 30. Dezember 2009

das letzte

ich weiß nicht genau, was ich schlimmer finde: hundekacke, die mütter vom kollwitzplatz oder die kollegen vom pankower ordungsamt, die ja eher wild auf fahrradfahrer sind als auf hundehalter. könnten die nicht die kacke aufsammeln, während die mütter mit den göhren auf dem hundespielplatz toben: dann wäre doch alles in butter und wir könnten am kolle endlich wieder nachts in den seilen hängen mit nem bier und auf die guten alten zeiten trinken. prost neujahr!

abmeldung

im nächsten jahr werde ich mir verschiedene neue schreibstile zulegen, damit keiner mehr weiß wer ich bin, wenn ich was schreibe. und da eröffnen sich dann ja auch so viele möglichkeiten: ich könnte unter verschiedenen namen mit verschiedenen texten verschiedene karrieren machen. ich könnte meine verschiedenen texte verschieden rezensieren. ich könnte alle texte sein und keiner. und ich muss mich nicht mehr entscheiden und bin nicht mehr auf mich zurückgeworfen. ich bin dann eine unendliche stilrepräsentationsmaschine. und endlich verabschieden wir auch das spiel mit der authentizität und das originalitätsparadigma und die factfiction-debatte. wir müssen darüber nicht mehr reden und schreiben. wir müssen nichts mehr sein: du bist nicht mal mehr ein text, du bist viele texte oder keiner und es schlägt nichts mehr durch. und die historiker gehen baden. ach selige postpopmoderne. ach schönes neues jahr.

Montag, 28. Dezember 2009

Ein Lied von der Weibertreue

                              S'il est un conte usé, commun et rebattu,
                              C'est celui qu'en ces vers j'accommode á ma guise.
                                                  La Fontaine.

Sie haben zwei Tote zur Ruhe gebracht;
Der Hauptmann fiel in rühmlicher Schlacht,
Mit Ehren ward er beigesetzt,
Und der, den jüngst er wacker gehetzt,
Der Räuber hängt am Galgen.

Da hält die Wacht als Schildergast
Ein junger Landsknecht, verdrießlich fast;
Die Nacht ist kalt, er flucht und friert,
Und wird ihm geraubt, der den Galgen ziert,
So muß für ihn er hangen.

Im Grabgewölb bei des Hauptmanns
Leib Verweilt verzweiflungsvoll sein Weib,
Sie hat geschworen in bittrer Not,
Für ihn zu sterben den Hungertod;
Die Amme, zur Gesellschaft.

Die Amme spricht: »Gebieterin,
Ich habe geschworen nach Eurem Sinn;
Beklagt und lobt den sel'gen Herrn,
Da stimm ich mit ein, von Herzen gern,
Doch plagt mich sehr der Hunger.

Er war, so alt er war, gar gut,
Nicht eifersüchtig, von sanftem Mut;
Ach, edle Frau, Ihr findet zwar
Den zweiten nicht, wie der erste war,
Doch plagt mich sehr der Hunger.

Euch war's, es ist mir wohl bewußt,
Ein harter Schlag, ein großer Verlust;
Doch seid Ihr noch schön, doch seid Ihr noch jung,
Und könntet noch haben der Freude genung;
Es plagt mich sehr der Hunger!«

Die Amme so; und stumm beharrt
Die edle Frau im Schmerz erstarrt,
Erloschen scheint der Augen Licht,
Sie klaget nicht, sie weinet nicht,
Es plagt sie sehr der Hunger.

Und draußen bläst der Wind gar scharf;
Der Landsknecht läuft, so weit er darf,
Indem er sich zu erwärmen sucht;
Und wie er läuft, und wie er flucht,
So sieht ein Licht er schimmern.

Von wannen mag der Schimmer sein?
Er schleicht hinzu, er tritt hinein:
»Gegrüßet mir, ihr edle Fraun;
Wie muß ich hier im Grabe schaun
So hoher Schönheit Schimmer!«

So staunend er; und stumm beharrt
Die edle Frau im Schmerz erstarrt,
Erloschen scheint der Augen Licht,
Sie klaget nicht, sie weinet nicht,
Es plagt sie sehr der Hunger.

Die Amme drauf: »Das seht Ihr ja,
Wir trauern um den Toten da;
Wir haben geschworen in bittrer Not,
Für ihn zu sterben den Hungertod,
Es plagt mich sehr der Hunger.«

Drauf er: »Das ist nicht wohlgetan,
Und hilft zu nichts dem toten Mann.
So schön! so jung! ihr seid nicht klug,
Es hat die Welt der Freude genug;
Entsetzlich nagt der Hunger!

Ich sage nur: ihr Frauen sollt
Mich essen sehn, dann tun, was ihr wollt.
Hier hab ich Brot, hier hab ich Wurst,
Hier eine Flasche für den Durst;
Es plagt auch mich der Hunger.«

Und wie er tut, was er gesagt,
Und ihm so wohl das Essen behagt,
Da sinkt der Alten ganz der Mut:
»Ach! edle Frau, das schmeckt so gut!
Und, ach! mich plagt der Hunger!«

Drauf er: »So eßt, ich habe für zwei
Genug, und habe genug für drei,
Ich esse sonst allein für vier;
So eßt und trinkt getrost mit mir;
Das hilft schon für den Hunger.«

Die Amme versucht, auf gutes Glück,
Ein Stückchen erst und dann ein Stück;
Sie sieht der Herrin ins Angesicht;
Sie klaget nicht, sie weinet nicht,
Es plagt sie sehr der Hunger.

»Ach, edle Frau, das schmeckt so gut,
Ihr wißt schon, wie der Hunger tut,
Was hat davon Euer Herr Gemahl?
Es sei genug für dieses Mal,
Entsetzlich nagt der Hunger!«

Er tritt zu ihr: »Versucht es nur.«
Sie aber spricht: »Mein Schwur! mein Schwur!«
Und stößt ihn dennoch nicht zurück,
Sie nimmt ein Stückchen und dann ein Stück,
Das hilft denn für den Hunger.

Er fällt vor ihr auf seine Knie:
»Ich sah ein schöneres Weib noch nie,
Nur sollt Ihr hinfort mir klüger sein.
Nun muß ich gehen, gedenket mein,
Ich komme morgen wieder;

Nichts da von Lebensüberdruß!«
Er spricht's und raubt ihr einen Kuß,
Und stürzt hinaus, er ist schon fort;
Die Alte ruft: »So halt auch Wort,
Du lieber, lieber Landsknecht!«

Und ferner spricht sie zu der Frau:
»Bedenk ich, Herrin, die Sache genau,
Er hat es gar nicht schlecht gemacht,
Und uns auf guten Weg gebracht,
Der liebe, liebe Landsknecht!«

Sie sagt nicht nein, sie sagt nicht ja,
Sie steht betroffen, errötend da,
Gibt ihren Tränen freien Lauf,
Und seufzet leiseratmend auf:
»Du lieber, lieber Landsknecht!«

Der Landsknecht aber verwundert sich sehr,
Er steht vor dem Galgen und der steht leer.
»Blitz Hagel! das war mein Henkersschmaus;
Den Platz da füll ich morgen noch aus!
Ich armer, armer Landsknecht!«

Er läuft zurück: »Nun schafft auch Rat,
Sonst muß ich hangen; ich kam zu spat.«
Sie fragen ihn aus; wie er alles gesagt,
Da weint die edle Frau und klagt:
»Du armer, lieber Landsknecht!«

Die Alte spricht: »Geduld! Geduld!
Ich wasch ihn rein von aller Schuld;
Er hat uns errettet, das wißt Ihr doch,
Versteht mich, Frau, was zaudern wir noch?
Du lieber, lieber Landsknecht!

Man hat ihm seinen Toten geraubt,
Wir haben auch einen, wenn Ihr es erlaubt,
Gebt ihm den Unsern, gebt Euren Schatz,
Der füllt, wie einer, seinen Platz.
Du lieber, lieber Landsknecht!

Und wer betrachtet's scharf genug,
Daß er entdeckte den Betrug?
Frisch angefaßt und schnell ans Werk!
Daß keiner dort den Mangel merk.
Du lieber, lieber Landsknecht!«

Wie er die Hand an den Toten legt,
Da ruft der Landsknecht tief bewegt:
»Mein Hauptmann! was? du bist es fürwahr!
Nun bring ich dich an den Galgen gar!
Du lieber, guter Hauptmann!«

Die Frau versetzt: »Was zauderst du?
Geschwind! sonst kommen noch Leute dazu,
Geschwind! ich helfe, was ich kann,
Geschwind! geschwind! du lieber Mann,
Du lieber, lieber Landsknecht!«

Und er darauf: »Es geht nicht an;
Dem Räuber fehlt ein Vorder-Zahn.«
Da nimmt sie selber einen Stein
Und schlägt den Zahn dem Toten ein:
Du lieber, lieber Landsknecht!

So schleifen hinaus ihn alle drei
Und hängen ihn an den Galgen frei;
Und streift nun der Wind die Heide entlang,
So geben die Knochen gar guten Klang
Zum Lied von der Weibertreue.
 
adelbert von chamisso (Sämtliche Werke. Band 1, München [1975], S. 280-284.) literaturwissenschaftlich nicht einwandfrei kopiert von Zeno.

Donnerstag, 24. Dezember 2009

idylle

dieses jahr hat viele querelen beschert und geht nun so wundersam wunderbar in seine festlichen tage. so ist das mit dem glück! darum halte ich dieses traumschönen augenblick jetzt fest: gesegnete weihnachten!

Donnerstag, 17. Dezember 2009

zauderziegenvirus

gerade meldet der liebste leser: die ziegengrippe breitet sich aus! ick will mir ma janich vorstellen wo dit hinführt: bärengrippe, hasengrippe, goldfischgrippe - ok: ich bin nicht originell, aber ick bin schließlich ein zickendraht (so jetzt mal wieder was für die bildung tun): da wird man ja noch mal!

nicht lustig

inspiriert von björn grau und eingedenk des letzten weihnachtsfestes und der gestrigen dialektologiediskussionen und überhaupt angesichts berliner verhältnisse: es muss jetzt einfach mal sein (ich weiß nur nicht, wie ich das jetzt klein krieg...):

Dienstag, 15. Dezember 2009

credo (bambi lindner zugeeignet)

ich bin zu alt fürs hohe amt
ich bin in der falschen partei
ich mache zu oft was ich nicht soll
und hab noch spaß dabei
ich habe die chance meines lebens verpasst
jetzt helfen mir nur noch kontakte
denn wer seine zeit mit zweifeln verprasst
ist reif für teufels kontrakte

ich such' nun und gebe das höflich bekannt
einen besseren posten im staate
ist irgendne präsidentschaft vakant?
ich teil' hiermit mit, dass ich warte:
es ist mir egal was wann wie und wo
ich möchte nur endlich regieren
ich werde sonst meines lebens nicht froh
und im hinterzimmer erfrieren

ich passe mich an, ich mach alles mit
ich rede euch nach dem buche
ich halte im phrasendreschen mich fit
seht doch, was ich alles versuche
ich habe doch genau wie ihr
die falschen ideale
es ist doch immer die alte gier
in jeweils neuer schale:

wenn es da oben einen gibt,
dann höre er meine gebete
ich habe lange selbstlos geliebt
ich will jetzt endlich mehr knete

alternativ einzufügen:
- garnelenpastete
- ein zimmer mit luxustapete
- vor allem die laute trompete
- ne abwehrrakrete.

Montag, 14. Dezember 2009

momentaufnahme

der dreizehnte dezember ist vorbei. uns ist ein kind geboren (schon wiedern junge und h. sagt, jetzt is wohl die krise vorbei). wir haben versucht kompromisse zu gestalten im hinblick auf die grossen feste, wir haben die zähne gefletscht und uns in den armen gelegen. die lebenswogen haben sich ein wenig geglättet, wir sehen einem kuraufenthalt entgegen und überlegen, welche bücher wir mitnehmen und ob schnee sein wird. die engangierten mitstreiter_innen der freitagsrunde haben meine energie zurück gebracht. geht doch. dann: haben wir im felsenkeller die einheit zerrupft und uns gefragt: was macht eigentlich uwe kolbe? das letzte mal als ich was von ihm gehört habe, wollte er nicht professor am LLI werden, dann schrieb er noch nen band liebesgedichte. außerdem: wer ist eigentlich mehr erschöpft? warum steigen die bahnpreise? gibt es wirklich weniger weihnachtsbeleuchtung in diesem jahr? warum müssen alle straßen gleichzeitig aufgerissen werden? warum heben männliche hunde beim pinkeln das bein? wird die liebe siegen?

Dienstag, 8. Dezember 2009

volkskultur

bei volkslesen.tv kann man hören und sehen, was uns wie das volk liest. da lesen gärtnerinnen, redakteure, schachspieler und geschwister, jesuiten und polnische unternehmer. da lesen auch soldaten. was und wie lesen soldaten? soldaten lesen sachbücher, die mit militär und konservativer politik zu tun haben, soldaten lesen zu bestimmten anlässen, soldaten lesen mit fester stimme und begründen ihre leseauswahl nicht. für die soldaten sind russen und linke immer noch feinde. Ich überlege, ob die geselleschaft eine friedlichere wäre, wenn soldaten kleist lesen würden oder homer oder vielleicht auch kurt tucholsky. so wie die krippenerzieher_innen: die lesen auch nicht nur kinderbücher. na gut: die kripobeamten lesen  krimis, aber immerhin ihre eigenen. vielleicht wäre es sinnvoll, wenn die soldaten erst mal kreativ schreiben würden. so wie die gefangenen, da gibts ja auch schreibwerkstätten: philip meinhold leitet eine in der jva (schreibt er jedenfalls auf seiner myspace-seite). da könnten die soldaten sich dann frei schreiben. oder sie spielen theater. ich würde mir ihnen dann erstmal jmr lenz spielen "die soldaten", liegt ja nahe oder wir machen theatersport. jetzt stellen wir uns mal vor, alle soldaten treten im theatersport gegeneinander an. fünf, vier, drei, zwei, eins: das wäre ja...

geschriebenes

aus: herta müllers nobelpreisrede (7. dezember 09, stockholm)
"Der Wortklang weiß, daß er betrügen muß, weil die Gegenstände mit ihrem Material betrügen, die Gefühle mit ihren Gesten. An der Schnittstelle, wo der Betrug der Materialien und der Gesten zusammenkommen, nistet sich der Wortklang mit seiner erfundenen Wahrheit ein. Beim Schreiben kann von Vertrauen keine Rede sein, eher von der Redlichkeit des Betrugs.
Damals in der Fabrik, als ich ein Treppenwitz und das Taschentuch mein Büro war, habe ich im Lexikon auch das schöne Wort TREPPENZINS gefunden. Es bedeutet in Stufen ansteigende Zinssätze einer Anleihe. Die ansteigenden Zinssätze sind für den Einen Kosten, für den Anderen Einnahmen. Beim Schreiben werden sie beides, je mehr ich mich im Text vertiefe. Je mehr das Geschriebene mich ausraubt, desto mehr zeigt es dem Gelebten, was es im Erleben nicht gab. Nur die Wörter entdecken es, weil sie es vorher nicht wußten. Wo sie das Gelebte überraschen, spiegeln sie es am besten. Sie werden so zwingend, daß sich das Gelebte an sie klammern muß, damit es nicht zerfällt.
Mir scheint, die Gegenstände kennen ihr Material nicht, die Gesten kennen nicht ihre Gefühle und die Wörter nicht den Mund, der spricht. Aber um uns der eigenen Existenz zu versichern, brauchen wir die Gegenstände, die Gesten und die Wörter. Je mehr Wörter wir uns nehmen dürfen, desto freier sind wir doch. Wenn uns der Mund verboten wird, suchen wir uns durch Gesten, sogar durch Gegenstände zu behaupten. Sie sind schwerer zu deuten, bleiben eine Zeitlang unverdächtig. So können sie uns helfen, die Erniedrigung in eine Würde umzukrempeln, die eine Zeitlang unverdächtig bleibt."

Montag, 7. Dezember 2009

schöner denken oder: warum ich vielleicht doch meinen beruf verfehlt habe

mache ich mir das also heute wegen schweinerückengrippe auf dem sofa gemütlich (ich habs nur im rücken und ein bisschen im hals, nur ganz wenig erhöhte temperatur, darf ich trotzdem sagen, dass ich novelflu bin) und nehm mir mal ganz in ruhe mit tragbarem computer auf den knien eine olle biblische parabel vor: das gleichnis vom verlornen sohn (luki 15: ich verlinke hier mal die neue übersetzung, ich lese das natürlich lutherisch). denke so vor mich hin und verfalle beim verfassen der gedanken sogleich in den pastoralen ton. stelle verschiedene überlegungen zur grenzenlosen gnade gottes an und mir wird ganz evangelisch. fühle ich doch mit dem älteren sohn und will nicht einsehen, dass ich mich hier anstrenge wie sau und dann kommt der kleine zurück, hats erbe auf den kopf gehaun und papi hat ihn einfach wieder lieb und schlachtet das größte kalb. da kann man doch sauer werden, da kann man sich doch mal fragen: wozu das ganze. ich finde, dass der text an dieser stelle keine befriedigende erklärung liefert, wie mit dem unmut des älteren sohnes umzugehen ist. die erneute beteuerung der formel, dass dieser sich doch bitte zu freuen habe, denn der verloren geglaubte bruder sei nun gott sei dank zurück, überzeugt mich nicht. dann wäre der ältere doch nur blöd, dass er sich nicht auch ein bisschen ausprobiert hat im Leben (bisschen was mit frauen und geldausgeben, statt zuhause die schafe hüten). ich stelle mich jetzt natürlich blöd. ich weiß natürlich bescheid: gottes liebe immer gut und wer zurückkommt in den schoß des herrn: große sause.
mit frau menardt meiner christenlehrerin, hatte ich damals auch schon ärger: als ich ihr erklärt habe, dass doch gott eine sache des glaubens sei, also praktisch jeder mensch in sich diesen gott erst mal finden (also ich glaube, ich habe damals "erfinden" gesagt) und dann göttliches in die welt tragen muss (siehe: väterliche liebe zeigt sich im gütigen handeln!), dass also praktisch ohne menschen kein gott sichtbar werden kann, da hat sie abgewunken. gott keine verhandelbare sache und keine menschliche angelegenheit und ich darf nicht mehr mitmachen bei der christenlehre und dann : meine eltern kriegen ärger usw. tierischer aufriss. wegen ein bisschen zweifeln. zweifeln gehört aber zum glauben (siehe thomas, siehe theresa von avila   mutter theresa usw.) und menschlichkeit auch (siehe jesus) ohne auszug nämlich keine rückkehr und ohne rückkehr keine party und ohne menschen gibts nichts auf den grill und wenn ich nicht dran glaube, dann kann der gott ja sein, aber machen kann der erstmal nichts und ein gott müsste sich schließlich auch gar nicht unter beweis stellen, wenn der sowieso immer und überall ist. naja also die sache mit der christenlehre ging gut aus, weil es ja auch in der ddr keine konsequenzen von seiten der evangelischen kirche gab, wenn man da anderer meinung war. da durfte ja jeder mitmachen, da waren die froh, dass die mich hatten. bei den katholiken war das natürlich ganz anders, aber das ist nun wieder eine andere geschichte und ich wollte doch eigentlich schreiben, dass ich vor einer halben stunde dachte, ich hätte pfarrerin werden sollen, wo ich doch so salbungsvolle gedanken habe, aber der text schlägt mal wieder durch (bitte den link nur für den wissenschaftlichen gebrauch öffnen!). wenn ich lese, was ich hier verzappt habe, dann bin ich eigentlich doch ganz zufrieden mit meiner berufswahl.  und habe weihnachten frei und noch mal schwein gehabt (naja, das war jetzt ein sehr gewollter schluss, aber der liebste pfleger ruft zum abendbrot und wenn die liebe und der hunger rufen...) amen.

Freitag, 4. Dezember 2009

störungen im betriebssystem

es ist keine bahn pünktlich gekommen, keine u-, keine s-, keine straßenbahn: montags nich, dienstags nich und den rest der woche auch nicht. ich habe mittags am gesundbrunnen gewartet, ich habe nachts in neukölln gewartet und auch einmal 40 minuten an der schönhauser allee auf die straßenbahn, ich stand frierend morgens in halensee oder am westend (das ist glaube ich normal), ich habe immer in lichterfelde gewartet und am heidelberger platz, oft in pankow, zweimal fuhr die bahn vom andern gleis, ohne, dass es jemand mitbekommen hat. ansagen gibt es nicht, wenn doch, dann in dauerschleife "wegen einer störung im betriebssystem kommt es zu verzögerungen". auf jedem bahnhof: "wegen einer störung im betriebssystem kommt es zu verzögerungen". am nordbahnhof wurde der zug ausgetauscht, am anhalter musste man auf den nächsten warten und in spandau ging gar nichts mehr. dass ist bei der bahn so wie im leben. manchmal hängt man fest, dann geht alles schief. man steht rum und wartet, aber es passiert nichts. man kommt nicht weiter und man weiß: man kommt zu spät. man zappelt auf der stelle, gehetzter blick, man nölt lautstark, man wünscht sich keine schweinegrippe von dem gedränge. man ist eingeklemmt. nicht vor nich zurück. alle haben schlechte laune. man fühlt sich einsam unter den vielen leuten. und man hofft, dass das nicht ansteckend ist. man ist von allem genervt, auch von sich selbst, weil man wieder die falsche alternative gewählt hat. wo man ist, kommt der zug nicht und wenn ein zug kommt, kommt er nicht weit oder die türen springen auf während der fahrt. wäre schön, wenn einen da wenigstens jemand festhält, bevor man rausstürzt, aber man muss sich wieder selber helfen. es gibt keine sicherheit. ist doch nicht zu viel verlangt, dass man für diesen preis wengistens ein bisschen verantwortung erwarten darf, ein bisschen respekt, ein bisschen liebe. aber nee. du stehst da und wartest und es kommt nichts. du stehst da in voller montur, aber es kommt nichts, jedenfalls nicht das, worauf du wartest. komm mir jetzt bloß nicht mit den ollen karmellen: alles kommt zu dem der warten kann. ich kann nicht warten. is eben so. müssen die sich mit abfinden.